Auf dem Holz-Weg*

 

Ein Holz-Weg ist ein Weg der zum Zwecke des Holztransportes aus dem Wald angelegt wurde. Meist beginnt er breit und endet schmal, oft an einer Lichtung. Dass man sich auf einem Holzweg befindet bemerkt man erst an seinem Ende. Hat der Wanderer Mut, geht er doch weiter, und dann erwarten ihn ungewohnte Erfahrungen und spannende Entdeckungen.

 

Wenn wir in der Waldorfschule in der Klasse 6 mit dem Werken beginnen, fällen wir – mit dem nötigen Respekt vor der Natur – einen kleinen Baum in unserem Schulwald und bringen ihn dann voller Stolz in den Werkraum. Die Schüler der Klasse 6 sägen sich je zwei Klanghölzer aus dem Stamm. Diese verzieren sie dann mit dem Messer. Am Ende der Stunde klopfen wir verschiedene Rhythmen und sind sehr dankbar, dass wir dieses Erlebnis mit dem Holz, diesem wunderbaren Werkstoff, den uns die Natur schenkt, hatten. 

 

 

 

 

In der 6. Klasse schnitzen, raspeln und feilen wir einfache Gebrauchsgegenstände: Kartenständer, Kerzenständer und Pfannenwender, sowie verschiedenen kleine Tiere aus Holz.

 

In der 7. Klasse pflanzen wir im Rahmen des Forstpraktikums viele Bäume in der Natur aus. Im Werkunterricht der Klasse 7 schnitzen wir einen Schale aus Lindenholz, verschieden Holztiere und Masken. In dieser Klasse können die Schüler schon viel länger und ausdauernder an einem Werkstück arbeiten und so ihren Willen schulen und stärken.

 

 

 

In der 8. Klasse bauen wir dann einfache Regale. Hier kommt es schon auf Genauigkeit und Eindeutigkeit des Handelns an. Nach dem genauem Aufzeichnen folgt das eindeutige Absägen oder Ausstechen. Hier hilft das Holz dem Schüler beim folgerichtigem Denken und Handeln. Es zählen die Taten und nicht die vielen Worte.

 

In der Klasse 9 beim Erlernen der Schwalbenschwanz- und Zinkverbindung steigern wir noch einmal dieses Erlebnis der Verbindlichkeit. Die Schüler sollen eine Kiste oder ein Regal bauen und sich an ihrer Leistungsfähigkeit erfreuen. Dies kommt hoffentlich auch dem Denken und Handeln in anderen Fächern zugute.

 

 

 

 

Wenn es uns als Lehrer immer wieder gelingt mit den Schülern einige kreative Holzwege zu gehen und zum anderen eine gewisse Verbindlichkeit im Tun anzuregen, können wir uns glücklich schätzen.

 

Reiner Sanders, Lehrer

 

*In Anlehnung an den Aufsatz von Klaus Carisius „Auf dem Holz-Weg“ in
„Der Künstlerische-handwerkliche Unterricht an der Waldorfschule“
Verlage Freies Geistesleben 1991