Monatsfeiern

Bisher wurden noch keine Termine angelegt.

 

 

Etwa dreimal im Jahr findet an einem Samstagvormittag eine öffentliche Monatsfeier statt.

Die erste Monatsfeier findet immer am Tag der offenen Tür im Herbst statt, die zweite am Tag der offenen Tür im Frühling mit Frühlingsbasar und Vorstellung der 7.Klassarbeiten. Die dritte findet in der Regel im Mai statt, auf ihr hat meist die erste Klasse ihren ersten öffentlichen Auftritt.

Auf den Monatsfeiern führen verschiedene Klassen Ausschnitte aus ihrem Unterricht vor, meist Gedichte, Verse, Rezitationen, Lieder oder kleine Spielstücke, auch aus den Fremdsprachen. Auch Eurythmievorführungen werden dargeboten. Wenn gerade die Halbjahresarbeiten der 7. bzw. 12. Klasse fertig geworden sind, werden auch einige Halbjahresarbeiten vorgestellt. Auch Szenen aus den Klassenspielen werden gegebenenfalls aufgeführt.

So nehmen sich die Schüler, die Klassen untereinander wahr, können die Eltern einen kleinen Einblick erhalten, was ihre Kinder im Unterricht machen, sich Außenstehende über die Schule informieren. Die SchülerInnen lernen so von klein auf, auf der Bühne zu stehen, laut und deutlich zu sprechen und machen dort schon einmal die ersten Schauspielerfahrungen.

Warum gibt es Monatsfeiern?

 

Seit der Begründung der ersten Waldorfschule 1919 gehören Monatsfeiern wie selbstverständlich zum Profil der Waldorfpädagogik. Wie sind sie entstanden, was war ihre ursprüngliche pädagogische Zielsetzung, was ist im Verlauf von über 90 Jahren daraus geworden und welches pädagogische Anliegen verbinden wir heute mit einer Monatsfeier? Diesen Fragen soll in der folgenden Darstellung nachgegangen werden.

Im württembergischen Schulgesetz gab es 1919 eine Regelung, nach der an jedem ersten Montag im Monat schulfrei war. Rudolf Steiner regte an, diesen Tag für eine Schulfeier zu nutzen. Bei ihrer Gestaltung legte er besonderen Wert auf die Berücksichtigung der jahreszeitlichen Stimmung. Die Schüler sollten sich gegenseitig das im Unterricht erarbeitete zeigen. Es blieb nicht bei der Feierstunde am Montag, da Rudolf Steiner aus spirituellen Gesichtspunkten den Donnerstag bevorzugte. Die nun einmal im Monat stattfindende Zusammenkunft der Schulgemeinschaft wurde Monatsfeier genannt.

Mittlerweile haben sich die Schulgesetze so geändert, dass es zwar keinen schulfreien Montag, dafür aber überwiegend schulfreie Samstage gibt. An diesen finden in unserer Schule nicht mehr monatlich, sondern zwei- bis dreimal jährlich öffentliche Monatsfeiern statt. Vor der öffentlichen Monatsfeier versammeln sich alle Klassen im Saal der Schule und zeigen sich gegenseitig, was sie erarbeitet haben. 

Die Monatsfeiern sind seltener geworden, ihr ursprüngliches Anliegen, sich gegenseitig wahrzunehmen und Gelerntes lebendig vorzutragen, ist das Gleiche geblieben. Für Schüler, Eltern und Lehrer kann eine Monatsfeier sehr unterschiedliche Bedeutung haben. Als ehemalige Waldorfschülerin und derzeitige Waldorfschulmutter und Klassenlehrerin, möchte ich versuchen aus drei verschiedenen Perspektiven zu schildern, welche Impulse eine Monatsfeier geben kann.

Für die kleinen Schüler ist der Blick auf die „Großen“ etwas Selbstverständliches. Sie sind ihnen Vorbild und Wegweiser. Staunend verfolgen sie, was auf der Bühne geschieht. Das größte Interesse gilt immer den Patenklassen. Manchmal hört man die Frage: „Machen wir das auch mal?“ Die größeren Schüler erinnern sich bei den Beiträgen der jüngeren vielleicht an ähnliche Beiträge, die sie in diesem Alter vorgeführt haben und staunen manchmal, mit welcher Ernsthaftigkeit da aufgetreten wird. Außerdem lernen die Schüler bestimmte Seiten ihrer Lehrer kennen: Einige zeigen selten etwas, andere treten häufig mit verschiedenen Klassen auf, zeigen möglicherweise oft Ähnliches, man weiß schon, was einen erwartet…, aufmerksam werden Beiträge neuer Lehrer registriert. Auch die Wahrnehmung der Klassen untereinander wird nicht unwesentlich durch die Beiträge bei den Monatsfeiern geprägt. Für jeden einzelnen Schüler stellt ein Auftritt gewisse Anforderungen, die bewältigt sein wollen und die wiederum ermutigen, wenn sie gemeistert werden.

Auch für die Lehrer stellt die Monatsfeier eine Herausforderung dar. Wenn die Beiträge geplant werden, ist manchmal kaum abzuschätzen, wie weit die Klasse im gemeinsamen Übungsprozess voranschreiten kann. Wird das Geübte gelingen? Wie viel Werkstattcharakter darf es haben? Bringt vielleicht ein Einzelner die ganze Gruppe durcheinander? Einer gelungenen Aufführung sieht man die Hürden, die überwunden werden mussten nicht an. Andererseits bietet eine Aufführung einen nicht zu unterschätzenden Ansporn, denn die Kinder, besonders die jüngeren, freuen sich sehr, wenn sie zeigen dürfen, was sie gelernt haben. Manchmal kann man als Lehrer nur staunen, wie einzelne Schüler regelrecht über sich hinauswachsen oder wie eine ganze Klasse gemeinsam einen Schritt vorwärts geht.

Als Eltern freut man sich in der Regel, die eigenen Kinder innerhalb ihrer Klasse zu erleben. Gleichzeitig kann man einen Eindruck gewinnen von dem, was an der Schule lebt. Welche Schwerpunkte setzt die Schule, welche Klassen treten auf und welche Fächer sind vertreten? Wird die Monatsfeier ähnlich wie die vorherige?

Für Schüler und Lehrer bildet die interessierte Elternschaft eine nicht zu unterschätzende Hülle, in der sich das Schulleben gedeihlich entwickeln kann. Bei der Monatsfeier im März 2010 konnte man das wohltuend erleben. Durch die plötzliche Krankheit eines Kollegen fehlten mehrere Beiträge. Kurzentschlossen „zauberten“ einige Kollegen noch etwas hervor, im Vertrauen auf ein wohlwollendes Publikum. Das „Zaubern“ hat sich gelohnt, es wurde eine Monatsfeier mit einem ungewöhnlich bunten Strauß an Darbietungen.

Zuletzt sei noch ein Aspekt erwähnt, der mit der ursprünglichen Intention der Monatsfeier wenig zu tun hat, aber unseren Zeiterfordernissen entspricht. Dadurch, dass fast alle Fächer einen Einblick in ihre pädagogische Arbeit gewähren, stellen Monatsfeiern für die Schule eine besondere Möglichkeit dar, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Petra Hamprecht-Krause (L)